24.08.2024

Strategie der Ruhe

Zeitgenossen stehen ständig unter Strom:
die Arbeit, die Angriffe, die Ängste, die Sorgen,
Anforderungen, Ärger, Entscheidungszwänge,
soziale Zwänge, mehr Schein statt Sein.

Und haben sie ein wenig Zeit zur Ruhe,
greifen sie zum Handy, scrollen dies und das und jenes.
Ohren können nicht verschlossen werden:
in Städten gibt es ständig Hörzwang.

Die kleinen Inseln nutzen,
die kleinen Inseln des Alltags,
in denen wir zur Ruhe kommen könnten.
Verschnaufen.

Augen schließen,
Finger entspannen,
das Hirn laufen lassen,
tief durchatmen,
Ohren entdröhnen,
sich selbst wahrnehmen,
beten, danken
in die Ruhe hinein.

Einfach so.
Ohne Ziel,
ohne Zwang.
Strategie der Ruhe.
Kultur der Ruhe.

2. Glückseligkeit

Nicht Glück ist das Ziel eines Glaubenden.
Das Ziel eines Glaubenden ist, was Jesus sagt:
Glückselig sein.

Glückselig sein
in der physischen und psychischen Armut,
in ihren Traurigkeiten, die das Leben mit sich bringt,
in ihrer Freundlichkeit – in Zeiten der Heuchelei und Hartherzigkeit,
in ihrem Hungern und Dürsten nach Gerechtigkeit – in Zeiten des Unrechts,
in ihrer Barmherzigkeit – in Zeiten der Unmenschlichkeit,
in ihrer Arglosigkeit – in Zeiten der Berechnungen und Übervorteilungen,
in ihrem Einsatz für Frieden – in Zeiten der Auseinandersetzung,
in ihrer Standhaftigkeit – in Zeiten der Verachtung, Verfolgung, Verspottung,
in ihrer Nachfolge Jesu – in Zeiten, in denen Menschen ihn verlassen.

3. Gesang

Unter der Decke
des Gesangs der Frühvögel
schlief sie endlich ein.

*

Es ist eine Kunst,
den Gesang der Amsel trotz
Menschenlärms zu genießen.
Es ist eine Kunst.

4. Anders

Der im Glauben getrunkene Wein,
ist ein anderer Wein,
neuer Wein – Christus;
das im Glauben gegessene Brot,
ist ein anderes Brot,
neues Brot – Christus;
das mit Dank gegessene Essen,
ist ein anderes Essen –
Essen in Dankbarkeit;
der im Glauben begegnete Mensch,
ist ein anderer Mensch,
Mensch mit den Augen Christi gesehen;
die im Glauben erlebte Menschheitsgeschichte,
ist eine andere Menschheitsgeschichte –
Gott wirkt in ihr hin zur Vollendung;
die im Glauben wahrgenommene Natur,
ist eine andere Natur,
sie ist Schöpfung, gewollt und geliebt;
der im Glauben lebende Mensch,
ist ein anderer Mensch,
neuer Mensch.

5. Neuer Tag

Ein neuer Tag,
der zur Ehre Gottes –
das heißt auch
zum Wohl der Menschen –
gelebt werden kann.

6. Lebendigkeit

Die Beziehung zu Jesus Christus
ist von Lebendigkeit bestimmt,
es kann Höhen geben und Tiefen,
Gleichgültigkeit und Vergessen,
unbeachteter Alltag – einfach so -,
Glückseligkeit und Durchatmen.
Die Beziehung zu Jesus Christus
ist von Lebendigkeit bestimmt.

7. Liebe

Liebe macht das Leben schön.
Zu lieben und geliebt zu werden
bereichert das Leben, macht es hell.

Auch die Liebe Gottes macht das Leben schön.
ihn lieben, von ihm geliebt zu werden,
beglückt das Leben, macht es hell.
Immer. Auch in schweren Zeiten.

8. Reihenfolge

Welche Reihenfolge ist richtig?

Was erwarte ich von Jesus Christus?
Was erwartet Jesus Christus von mir?

Oder:

Was erwartet Jesus Christus von mir?
Was erwarte ich von Jesus Christus?

9. Glücklich

Wenn ich dies und jenes habe, dann bin ich glücklich.
Wer so denkt, wird nicht glücklich.
Denn er verlegt das Glück in die Zukunft.
Das Glück muss im Herzen verankert sein,
um gegenwärtig und zukünftig glücklich zu sein.
Der erste Schritt zum Glück:
Wofür bin ich jetzt dankbar?
Dankbar, Kind Gottes zu sein?

10. Opfer

Viele Opfer werden zweimal Opfer:
indem sie erniedrigt und getötet werden,
und: indem sie vergessen werden.

Von wie vielen Menschen,
die anderen zum Opfer gefallen sind,
wissen wir nicht einmal?

Gott, Du wurdest Opfer am Kreuz,
Du weißt um diese Menschen.
Bei Dir sind sie nicht vergessen.

Und wir?
Lernen wir von Dir,
sensibel zu werden?

11. Gemeinschaft der Glaubenden

Gemeinschaft der Glaubenden
muss nicht immer in Gemeinschaft
mit Menschen um mich herum bedeuten.

Gemeinschaft der Glaubenden:
sie betrifft alle Ausdrucksweisen von Christen:
Bilder, Texte, Musik – denen ich mich öffne.

Gemeinschaft der Glaubenden:
mit Menschen, weltweit und aller Zeit,
die bekennen, Glauben leben.

Gemeinschaft der Glaubenden:
Gemeinschaft durch Gottes Geist,
der war, der ist, der sein wird.

12. Kritik

Anstatt dass Christen einander Larifari kritisieren,
sollten sie diese Zeit nutzen und missionieren,
sollten die Zeit nutzen, um Jesus zu verkünden,
die Schönheit und Güte des Glaubens ergründen.

13. Neu

Jesus Christus macht alles neu:
Seelen, den Geist der Menschen, Herzen.

Moderne Menschen machen auch alles neu:
Alles ist ambivalent, verursacht große Schmerzen.

Neu, neu, neu – Sucht nach „neu“.
Neu ist nicht immer gut, wenn es der alte Mensch macht.

All Morgen ist ganz frisch und neu des Herren Gnad und große Treu;
sie hat kein End den langen Tag, drauf jeder sich verlassen mag.
 (EG 440,1)

14. Nie allein

Viele Menschen leben als Single.
Allein sind auch viele Menschen,
die nicht als Single leben.
Manchmal ein Stich: Ängste sind da.
Manchmal: ein Stich Viele Fragen kommen auf.
Manchmal ein Stich: Die Zukunft ist unangenehm offen.
Manchmal ein Stich: Das Herz bangt, der Geist zittert.
Manchmal ein Stich: Die Seele ist verwirrt, haltlos.

Der Mensch, der betet,
der mit Gott redet,
ist nicht allein.
Vielleicht fühlt er sich allein.
Das Gebet scheint
in der Luft zu verhauchen.
Der Mensch, der betet,
der mit Gott redet,
ist nie allein.

Der Mensch, der betet,
hält sich Gott hin,
damit Gottes Geist ihn fülle.
Gott ist da,
ganz nah,
näher als du selbst dir bist.

15. Bitten – Klagen – Danken

Bitten, klagen, danken –
vor Gott schweigen.
Gefüllt mit Gottes Geist
in Gott schweigen.
Die Seele Gott hinhalten,
hineinhalten in das Gotteslicht.

16. Gott suchen

Menschen suchen mit ihrem Verstand,
Gott zu verstehen.
Menschen suchen mit ihrem Herzen
Gott.
Beide finden. Wer findet
mehr von Gott?
Gott in Jesus Christus
versuchen mit dem Herzen zu sehen,
versuchen mit dem Verstand zu verstehen.
Gott, einfach hören, spüren, sehen.
So, wie er sich zu erkennen gibt.
Nicht so, wie der Mensch ihn erwartet.
Denn der Mensch weiß nicht,
wie er Gott erwarten kann.
Ich öffne mich Dir,
Gott.

17. Mein Traum

Manchmal merken wir selbst,
dass wir aus dem Ruder laufen.

Manchmal merken wir es nicht,
benötigen dann andere, die es uns sagen.

Manchmal haben wir keine Lust,
das Ruder herumzureißen.

Sich treiben lassen ist schöner.
Sich wohin treiben lassen?
Immer noch schön?

Sich erinnern:
Was wollte ich früher
mit meinem Leben beginnen?
War es schlecht?
War es ein Traum?

Ausgetrieben, der Traum?
Ihm Schrittchen für Schrittchen annähern?
Mühsam, lieber treiben lassen?

Gottes Willen folgen
erfüllt das Leben.

Ihm das Ruder überlassen:
Er weiß: Wohin.

Sein Traum –
mein Traum.

18. Lob

Jede Pflanze ist ein Lob des Schöpfers,
Mit Farbe Form und Nahrungsspende,
funkelnder Stern und riesen Galaxien,
und alles was zwischen ihnen,
jedes Tier in seiner Vielfalt Art,
Fauchend, springend, schillernd,
der Wind, die Erde, Stein und Meer,
sprudelndes Wasser in Bach und Hahn –
alle sind ein Lob des Schöpfers.
Jeder Mensch natürlich auch.
Nur der Mensch lobt Gott bewusst,
Wenn er es denn will.
Ja, ich will.

19. Nicht verbittern

Nicht verbittern,
wenn Lebenspläne nicht realisiert werden können.
Verbitterung
verschließt uns in uns selbst, macht krank, sterbenskrank.
Verbitterung
verhindert, dass das Schöne des Alltags gesehen wird.
Verbitterung
verhindert, neue Lebenspläne zu suchen, neuen zu folgen.
Verbitterung
verhindert, Gottes Wege mit uns zu leben und zu gehen.
Verbitterung
vermindern durch Gebet um Gottes Geist und Dankbarkeit.
Verbitterung
verhindern – Erinnerung der Zukunft öffnen mit Gott.
Verbitterung
weicht dem Gotteslob – und ist es noch so zaghaft.

20. Sterben

Wenn wir unseren Lieben – nicht nur die – bei Gott begegnen,
dann nicht in und mit ihrer Schuld.
Auch wir nicht mit unserer Schuld, unseren Gebrechen.
Begegnung mit unserem von Gott gegebenen Wesen:
Liebe, Güte, Gemeinschaftssinn, Freiheit, Frieden.
Was bedeuten dann noch solche großen Worte
angesichts des undenkbar, herrlich Unnennbaren?
Wesentlich allein: Begegnung im Christus-Schalom.

21. Schönheit

Schönheit der Schöpfung.
Noch schöner:
der Mensch kann Schönheit wahrnehmen.

Nicht alle Menschen können das,
verkrümmt und verborgen in sich selbst,
gefangen vom Bösen, von Finsternis, von Angst,
vom Leiden, der Traurigkeit, der Härte des Lebens.

Der Mensch kann Schönheit wahrnehmen:
Ästhetik,
Schönheit der Natur und Kunstwerke,
Schönheit der Blumen und Bäume,
Schönheit der Tiere und Menschen,
Schönheit des Himmels und der Wolken,
Schönheit des Lichts und des Schattenspiels,
Schönheit der Berge, Flüsse und Meere.
Tief in die Seele dringt Schönheit ein,
lässt sie Weltweite atmen, erhebt sie.

Und er kann ahnen:
die Herrlichkeit des Schöpfers.
Die Schönheit befreit zum Gesang,
die Schönheit befreit zum Lob des Schöpfers.

Über all dieses staunt der Mensch schon
in den alten Zeiten der Propheten und Sänger
und geöffnet von Gottes Geist
wohl seit der Mensch Mensch ist.

22. Loslassen

Manche sterbende Menschen können nicht loslassen.
Lass los – und lass dich in die Arme Gottes fallen.
Lass los – und lass dich in Gottes Frieden fallen.
Lass los – und lass dich in Gottes Liebe fallen.
Manche sterbende Menschen können loslassen.

23. Nicht durch uns selbst

Wir sind nicht
durch uns selbst,
wir sind
durch unsere Eltern.
Die Menschheit ist nicht
durch sich selbst,
sie ist
durch Gottes Willen.
Was wir aus unserem Leben machen,
das machen wir zum Teil selbst,
als Mensch, als Menschheit.
Wenn wir weise sind
mit Gott.

24. Wir in Christus

Um leben zu können,
benötigen wir alles, was außerhalb von uns ist:
Nahrung, Wasser, Atemluft, Sonne, Menschen, Sprache.
Wir leben nicht aus uns selbst.

Abendmahl, Bibellesen, Gebet, Glauben zeigen:
Wir leben nicht aus uns selbst,
sondern aus Gottes Geist:
Christus in uns, wir in Christus.