Ich hatte Winnetou als Vorbild. Ich wollte so edel sein wie er und vor allem: Ich wollte so leise schleichen können wie er. Winnetou hat heute wohl weitgehend die ewigen Jagdgründe erreicht. Wer ist heute Vorbild? Je nach Alter: Barbie, Kim Possible, Spongebob – der medial vorgegebenen Möglichkeiten sind immens. Jugendliche von heute geben wie deren Eltern überwiegend berühmte Sportlerinnen als Vorbilder an, Sänger, Schauspielerinnen und weitere Menschen mit besonderen Fähigkeiten.
Oh, mögen wir sagen, nicht mehr Albert Schweitzer, Martin Luther King, Gandhi, Mutter Teresa, Mandela, Jesus, Marx…? Aber wenn wir ehrlich sind: Waren diese Persönlichkeiten wirklich unsere Vorbilder?
Sehr vielen sind die Eltern Vorbilder. Häufig werden allein erziehende Mütter genannt, weil diese es trotz aller Schwierigkeiten geschafft haben, ihre Kinder so zu erziehen, dass sie diese als Vorbilder anerkennen. Oder Väter, die ihren Kindern viel zugetraut haben, Großeltern, die einfach klasse waren, den Enkeln viel gezeigt haben und für sie ein offenes Ohr hatten.
Somit sind ganz normale Menschen Vorbilder, Menschen, die sich nicht haben unterkriegen lassen, die trotz Lebensrückschlägen tapfer ihr Ziel verfolgten, eine mitmenschliche Welt zu schaffen. Unterscheiden sich diese Alltagsmenschen wirklich von großen Vorbildern? Auch Mutter Teresa, King, Mandela, Schweitzer haben ihr Ziel hartnäckig und tapfer verfolgt, die Gesellschaft, in der sie jeweils lebten, menschlicher zu gestalten. Sie haben zwar für mehr Menschen Verantwortung getragen, aber ohne all die vielen Menschen, die diese großen Ziele im Alltag umsetzen, hätten auch die berühmt gewordenen Menschen nicht viel erreicht.
Haben wir keine Vorbilder gehabt? Vielleicht stimmt das, obgleich man nicht immer so genau weiß, wie man in der Vergangenheit dachte. Aber ich möchte ein Wort für Vorbilder aussprechen: Vorbilder helfen, dass man charakterlich wachsen kann, dass man sich Ziele setzt: Ehrlichkeit, Mildtätigkeit, Geduld, Mäßigung, Menschlichkeit, Fleiß, Friedfertigkeit, Gerechtigkeit, Freundlichkeit – um nur ein paar Tugenden zu nennen.
Freilich kann man sich auch negative Vorbilder suchen, Menschen, die mir beibringen, wie man anderen besonders gut Schaden zufügen oder wie man sich mit Hinterhältigkeit durchsetzen kann. Aber ich gehe davon aus, dass diejenigen, die das Wir-Magazin lesen, denken, dass wir uns als Menschen höher entwickeln sollten, menschlicher werden sollten mit Blick auf: Edel sei der Mensch, hilfreich und gut! (Goethe)
Wo bleibt das Christliche, Herr Fenske? Das ist auch das Christliche. Aber ich kann mit Jesus noch eins drauf setzen: Seid vollkommen, wie euer himmlischer Vater (Gott) vollkommen ist – was das bedeutet, sehen wir an Jesus Christus. Das als von Gott geliebte Menschen unverkrampft umzusetzen, damit sind wir dann ein Leben lang beschäftigt. Manche meinen sicher, sie hätten das Ziel schon erreicht. Aber das dürften dann doch nur sehr wenige sein.