Dass ein Esel im Stall bei der Geburt Jesu stand, finden wir nicht im Neuen Testament.
Auch von einem Ochsen wird nicht berichtet. Berichtet wird: Das Jesusbaby wurde im Stall in eine Futterkrippe gelegt.

Doch wie kommen Ochs und Esel in den Stall?
Ein Evangelium aus dem 7. Jahrhundert erzählt, dass Ochse und Esel das Jesusbaby angebetet hätten, wie der Prophet Jesaja Jahrhunderte vorher vorhersagte:
Der Ochse kennt seinen Herrn, der Esel kennt seinen Herrn.

Die Tradition ist aber schon älter: Es gibt einen Sarkophag Deckel von 385 aus Mailand auf dem wir Ochse und Esel bei der Krippe finden. Die Kirchenväter sprachen davon im 4. Jahrhundert. Ochse und Esel sind klüger als die Menschen: Sie erkennen ihren Herrn, während die Menschen ihn nicht erkennen.

Die Eselgeschichte geht weiter.
Josef und Maria mussten mit ihrem Jesusbaby fliehen.
Sie flohen vor dem üblen Herrscher Herodes nach Ägypten, so gehen die Erzählungen weiter. Sie flohen auf dem Esel, der in der Krippe stand.

Esel sind ganz besondere Tiere.

Warum?

Sie müssen Lasten tragen.
Sie sind störrisch, haben ihren eigenen Willen.
Sie werden misshandelt, geschlagen, gezerrt, getrieben.
Sie sind wertloser als das stolze Pferd.

Manche Sprichwörter gibt es über den dummen Esel:

Wenn es ihm zu wohl wird, geht er aufs Eis.
Als Esel geboren, als Esel gestorben.

Aber auch positive Sprichwörter gibt es – und jedes Sprichwort ist im Grunde nachdenkenswert:

Das Pferd der Hoffnung galoppiert – doch der Esel der Erfahrung geht im Schritt.
Man befiehlt dem Pferd und bittet den Esel.
Nur Esel weigern sich, Disteln Unkraut zu nennen.
Der Esel hat lieber Stroh als Gold.
Wo Pferde versagen, schaffen es die Esel.
Der Fahrer lenkt, der Esel denkt.

Besonders nett fand ich ein Sprichwort von Sizilien:

Wenn du den Esel antreibst, kommst du zu spät; wenn du den Esel zuckeln lässt, bist du eher da. (Aus Sizilien)

Oder: Folge einem Esel und du kommst in ein Dorf. Folge einer Ziege und du fällst in den Abgrund.

Esel haben etwas von einem Vorbild.
Und so sehe ich es, dass es nicht Zufall ist, dass der Esel in die Weihnachtsgeschichte und in die Fluchtgeschichte eingebunden wurde. Eine weltweite Hochachtung für Esel: Sie dürfen Jesus Christus, den Sohn Gottes, tragen. Natürlich ist Jesus auch auf einem Esel in Jerusalem eingeritten. Aber das ist eine andere Geschichte.

Dom Hélder Câmara, der südamerikanische Priester, der sich für die Armen seines Landes einsetzte, sagte in einem Gebet:
„Herr, lass mich dein Esel sein, auf dem du zu den Menschen kommst. Gib mir die Genügsamkeit und Eselsgeduld, die Kraft zum Tragen und auch die Sturheit, die ich brauche, um Träger deiner Liebe in einer Welt des Hasses zu sein. Lass mich dein Esel sein, Christus, dass ich dich zu anderen trage!“