Feministische Theologie, Theologie der Befreiung, Theologie der Schöpfung, Queere Theologie, eine massive „Prosperitätstheologie“, Theologie der… – und nun Black Theology. Es ist immer gut, wenn auf die biblischen Texte ein neuer Blick geworfen wird. Es wird deutlich, was wir alles überlesen, wenn wir nur auf einer Perspektive verharren. Angesichts der Fülle der neuen „Theologien“ wird außerdem deutlich, dass sehr viel herumtheologisiert wird – doch nur weniges bleibt dann letztlich, was von diesem jeweiligen neuen Thema überlebt. All diese Theologien haben eine Grundlage: Das Erkennen, dass eine Gruppe marginalisiert wurde und nun in den Vordergrund drängt; diese Gruppe fordert mit Vehemenz eine Beachtung durch die Theologie und Kirche ein und versucht, Strukturen zu verändern – man kann schon sagen: eine alte ideologische Verknöcherung soll durch neue ideologische Ansätze aufgebrochen werden. Und die jeweiligen neuen Perspektiven treiben manchmal äußerst sonderbare Blüten. Vor allem dann, wenn sie mit Feindbildern herumhantiert, wenn sie Menschen ausgrenzt, angreift, diejenigen, die nicht mitmachen beschimpfen. Wir sind Sünder – auch im Treiben der Theologie und im Bibellesen.

So gut und wichtig diese neuen Perspektiven sind: die Basis, der Glaube an den gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus, wahrer Mensch und wahrer Gott darf durch diese neuen Perspektiven nicht ersetzt werden. Die Basis muss für die jeweilige Zeit interpretiert werden, das ist klar. Nur darf diese Basis nicht durch eine ideologische Brille (z.B. Marxismus) verzerrt werden. Die Basis muss Maßstab für diese Theologien sein. Zudem ist wichtig, dass eine neue theologische Perspektive nicht eine ältere Perspektive ersetzen darf, sondern dass diese gute Ergebnisse der vorangegangenen „Theologien“ aufgreifen.

Trotz dieser Worte schwingt bei mir eine gewisse Skepsis mit. Die rührt daher, dass wir automatisch die Bibel und die Zeit aus unserer jeweiligen Perspektive interpretieren. Die oben genannten Perspektiven entgehen nicht selten dem Vorwurf, dass das Thema die Basis übertönt. Also Umwelt-Theologie – es wird nicht einfach die Bibel usw. aus der Perspektive der Umwelt interpretiert, sondern Umwelt wird zum Maßstab für die Interpretation bzw. Theologie. Das hängt damit zusammen, dass die Schlagworte von PressureGroups verwendet werden, um die Christen nach ihrer Perspektive zu beeinflussen. Manche radikal, manche emotional, manche rational, manche laufen natürlich nur mit, manche versuchen auch das Gleichgewicht zu wahren.

Wir Menschen sind interessant – wir lieben es, ständig von irgendeiner Seite vom Pferd zu fallen. Kurz: Wir übertreiben mit diesem und jenem. Gott möge uns immer wieder das Gleichgewicht schenken, damit wir mit ihm unser Denken gestalten.