Himmelfahrt

Keine Rakete war es, mit der er in den Himmel flog.

Kein Flugzeug kam, ihn wegzunehmen.

In Frieden ging er in Gottes Welt,

Frieden hinterlässt er denen,

die ihm folgen.

Sie blieben zurück in seinem Frieden,

in seiner Freude,

denn er ist noch mitten unter ihnen.

Wer kann das aussprechen,

wer kann es mit Worten beschreiben,

das Wunder, das geschah?

Es ist schon eigenartig mit unserer Sprache. Sie ist klasse. Mit ihr können wir sehr viel aussprechen. Wir plappern den ganzen Tag, wenn sich die Möglichkeit ergibt, wir können informieren, Gefühle mitteilen, Gerüchte streuen – was wäre der Mensch ohne seine Sprache?

Die Sprache kann zwar viel, aber nicht alles. Woher kommt das? Es fing mit einfachen Begriffen an, Substantive, Verben… – Handfestes war zu Beginn. Dann kamen abstrakte Worte hinzu: Liebe, Gerechtigkeit, Würde – doch was ist das? Wie definieren wir das? Das ist unmöglich, darum haben Dichter und Sänger zum Beispiel die Liebe besungen, damit wir eine leichte Ahnung von dem bekommen, was uns so sehr beschäftigt. Philosophen haben die Sprache vorangetrieben, dass sie heute große Gedankengebäude bauen können. Dennoch machen wir immer wieder die Erfahrung: Sprache versagt. Wir können vieles von dem nicht ausdrücken, was für fühlen, was wir denken, was wir erfahren haben.

Ich sagte: „Gestern habe ich einen wunderschönen Sonnenuntergang gesehen, die Farben knallten so richtig, rot, orange, blau, schwarz, dazu die wunderbaren Wolken…“ – und der Gesprächspartner sagt: Ah, schön, habe ich auch schon mal gesehen. Aber das Fußballspiel…“. Ich habe etwas gefühlt, wollte es mitteilen – aber es erreichte nicht sein Herz.

Und so geht es auch mit Glaubensthemen. Wie wunderbar, wie zart wird die Auferstehung Jesu beschrieben. Es ist etwas Einmaliges passiert – aber wie sagen Menschen es so weiter, dass andere nur annähernd verstehen können, worum es geht? Einer, der tot war – er ist wieder da! Unglaublich, ja! Unaussprechlich, ja! Aber dennoch wahr. Wie sagt man es? Und diese Schwierigkeit haben wir auch mit Blick auf die so genannte Himmelfahrt: Jesus Christus wurde nach seinem Tod erfahren, er war da, spürbar, hörbar, sichtbar – doch dann entzog er sich. Doch wie sagt man das alles weiter? Wie Dichter und Sänger versuchen die Christen das mit Bildern zu beschreiben. Die Bilder variieren, weil es nicht auf das Bild ankommt, sondern auf den Sachverhalt dahinter: Jesus Christus war als Lebendiger nach seinem Sterben unter uns – dann ist er zurückgekehrt in den Bereich Gottes. Dort ist er nun und leitet die Menschen, die sich ihm zuwenden, dass sie die Welt in seinem Sinn zum Guten verändern sollen, mit seiner Nähe, Liebe, seinem Geist und seiner Gegenwart.

Wie viel vorstellbarer klingt es bildhaft: „Während Jesus seine Jünger segnete, entfernte er sich vor ihnen und wurde zum Himmel (= Gottes Welt) emporgehoben. Sie warfen sich vor ihm (! – der ja gar nicht mehr da ist – aber nun überall ist!) auf die Knie. Dann kehrten sie voller Freude nach Jerusalem zurück… und lobten Gott.“ (Lukas 24)

Dass es sich um Bilder handelt, das sehen wir daran, dass selbst Lukas zwei verschiedene Versionen der Himmelfahrt Jesu berichtet. War er so dumm, das nicht gemerkt zu haben? Nur Dumme gehen von der Dummheit anderer. Es ist nicht Dummheit des Lukas, sondern es ist der Versuch, etwas Einmaliges in bildhaften Worten wiederzugeben, damit diejenigen, die die Botschaft hören, zumindest ahnen können, was da los war.

Übrigens: Wir können es uns heute sogar besser bildhaft vorstellen als die Menschen damals, denn angeregt von der Himmelfahrtsgeschichte haben wir heute Raketen, die in das All hinauffliegen, wir kennen das Beamen aus Filmen und JetPacks